Eine Eisenbahngeschichte

Wie ich zur Eisenbahn kam und was daraus wurde

kleine Dampflok

Bananenwagen

Diesellok

Rückmeldedecoder

Betriebsnummer eines Krokodils

Wie beginnt eine Eisenbahngeschichte? Na klar – Papa hat eine Eisenbahn und Sohnemann bettelt so lange, bis er endlich auch eine bekommt. In meinem Fall war’s das übliche Schienenoval mit kleiner Dampflok und drei Güterwagen. Damals war ich fast 6 Jahre alt und das Material stammte natürlich – ganz der Papa – von Märklin.

Zum sechsten Geburtstag wurde es dann ernst: Neben einer BR 216 und weiteren Wagen schenkten großzügige Verwandte ein paar Weichen – und Vater trat einen Teil seines Eisenbahnplatzes im Keller ab. Jetzt ging es los.

Straßen und Grünflächen entstanden mit Schultusche. Ein Beweis, dass man auch mit wenig Geldeinsatz und viel Fantasie viel Spaß haben kann. Die Asphaltstraße von Busch, die (für Kurven) aus einer Art Gummi besteht, habe ich locker auf die doppelte Länge vergrößert – auch eine Art, Geld zu sparen.

Bei meinen Schulfreunden war ich sowieso der Held, weil meine Weichen elektrisch betrieben wurden. Uiuiuiuiui, wie Samson in der Sesamstraße zu sagen pflegte.

Nebenbei lernte ich allerlei für’s Leben: Man kann alles aufschrauben, man darf nach dem Zuschrauben keine Teile mehr übrig haben, mit Öl flutscht es besser, wenn man „gelb“ und „braun“ zusammenhält gibt’s Funken und wird warm. Sozusagen eine Elektro- und Mechanikausbildung auf die „harte“ Tour.

Die Eisenbahn wuchs im Laufe der Jahre weiter. Irgendwann wurde der Platz für zwei Anlagen im Keller zu eng – also kam die große Vereinigung der beiden Anlagen. Und weil 20 m² Eisenbahn auf mehreren Ebenen mit analoger Technik schwer zu beherrschen waren und Märklin gerade das Digital-System auf den Markt brachte, wurde wieder investiert. Und zwar richtig.

Doch dann kam eine düstere Zeit. Mit den Pickeln wuchs die Abneigung gegen die „uncoole“ Eisenbahn, Vater brauchte den Hobbykeller als Arbeitsraum … also wurde die Eisenbahn verpackt und in Bananenkisten gestapelt in den Keller gelegt. Ein trauriges Ereignis.

Die Jahre vergingen und mit ihnen die Hobbys – Computer haben viel Zeit gekostet, Mobilfunk war bei mir auch mal ganz „in“ und jedesmal habe ich viel Geld ausgegeben für Dinge, die jetzt nichts mehr wert sind.

Seit einigen Jahren ist das „Modellbahnfieber“ wieder ausgebrochen. Trotz längerer Lagerzeit fährt die Eisenbahn problemlos. Dank eBay kann man sich günstig mit Schienen eindecken – insbesondere, wenn man sich für das Metallgleis entscheidet. Nein, vorbildgetreu ist das nicht, aber wenn man seine Modellbahn so wie ich vor allem als „Spielbahn“ betrachtet, trifft das M-Gleis den Charakter besser als alles andere.

Und erst das Angebot an „rollendem Material“! Ich könnte täglich Stunden damit zubringen, durch die zahllosen Auktionen zu blättern. Dann macht man mal ein „Schnäppchen“ mit ein paar defekten Loks, die man für wenig Geld und mit etwas Geschick wieder zum Laufen bringt, das sind dann echte Erfolgserlebnisse.

Traurig, aber wahr: Die Gebrauchtware von eBay macht weniger Probleme als die Neuware von Märklin, die es in den letzten Jahren zu kaufen gibt.

Das Computer-Hobby hat natürlich Spuren hinterlassen: Gleich nachdem die Modellbahn wieder von der Erinnerung zum Hobby wurde, machte ich mich ans Programmieren, denn diesmal sollte die Anlage komplett automatisch gesteuert werden. Der Höhepunkt war eine Testanlage, auf der die wildesten Gleisfiguren entstanden, um vor dem Anlagenbau die Software auf Herz und Nieren zu testen.

Für die Anlage habe ich mich allerdings doch schweren Herzens gegen das M-Gleis entschieden. Die Betriebssicherheit erfordert es, dass die alten Gleise rausfliegen und stattdessen neue angeschafft werden. Man findet immer eine Möglichkeit, sein frei verfügbares Einkommen zu vernichten.

Auch die Steuerungstechnik wurde in den letzten Jahren sanft aktualisiert. Relativ bald stellte sich heraus, dass die alte Märklin-Zentrale mit dem zugehörigen Interface selbst für meine relativ kleine erste große Anlage zu leistungsschwach war. Die Intellibox von Uhlenbrock stellte sich als zu unzuverlässig heraus – aber zum Glück gibt es die Master Control von Tams, die alle Wünsche erfüllt.

Eine Central Station habe ich freilich immer noch nicht für den Fahrbetrieb. Wozu brauche ich bunte Bilder auf einer teuren Zentrale? Bildschirme sind langweilig, wenn irgendwo Züge fahren. Nur für die Bastelecke hat es ein solches Gerät in meinen Eisenbahnkeller geschafft: Die neuen Märklin-Decoder sind anders nicht mehr zu programmieren. Zum Glück ist auch das  neue System schon so alt, dass man auf eBay halbwegs günstig herankommt.

Auch meine selbstgeschriebene Software – an der ich seit mehr als einem Jahrzehnt herumfeile – versprüht den Charme einer Industriesteuerung aus den 80ern. Bei gekaufter Software hätte ich zwar einen hübschen bunten Bildschirm – aber dafür bräuchte ich dann auch erst mal einen Computer, auf dem eine solche Software läuft.

Ganz davon zu schweigen, dass ich noch keine Software gefunden habe, bei der man einfach eine Lok aufs Gleis stellt, der Software sagt „Wendezug, Höchstgeschwindigkeit 60 km/h“ – und die Software ermittelt selbst, auf welchen Streckenabschnitten der Zug fahren darf, welche Fahrstufe 60 km/h entspricht und wie lang der Zug ist, auch wenn ich zwischendurch mal einen neuen Wagen anhänge. Von eBay. Meine Software kann sowas.

Inzwischen baue ich an meiner zweiten großen Anlage, die wohl niemals fertig werden wird.

Aber das macht nichts – so lange die Züge rollen, bin ich glücklich.

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