Theorie und Praxis: Austausch eines Aktors

Die Werbung verspricht, was die CCU nicht halten kann

Diese Seite ist zu gleichen Teilen Anleitung, Erfahrungsbericht und Schreibtherapie.

Damals, als ich mein Haus gerade saniert habe, hatte ich zwischenzeitlich so viel Geld, dass ich mir tonnenweise Spielzeug für die HomeMatic gekauft habe: Nützliche, aber nicht unbedingt notwendige Komponenten. Die WinMatic ist so ein Beispiel – wer braucht schon wirklich automatisch öffnende Fenster? –, und zur WinMatic gab es dann noch ein zusätzliches Akkupack, das an einem zusätzlichen Schaltaktor im Treppenhaus hängt und automatisch geladen wird, wenn an einem meiner Fenster der Akku zur Neige geht.

Genau diese Aktor war nun kaputt: Kommunikationsstörung. Beim Öffnen des Verteilerkastens, in dem der Aktor steckte, sah ich keinerlei Lebenszeichen an der LED des Aktors. Auch Aus- und Einschalten der Stromversorgung brachte nichts. Einfach tot.

Wieder mal eine Sicherung

Selbst ist der Mann, also mal kurz das Gehäuse des Aktors geöffnet und einen Blick riskiert.


Durchgebranter Sicherungswiderstand auf dem HM-LC-Sw1-FM

Ich sach mal: Wenn die Farbringe, die den Wert des Widerstands angeben, weggebrannt sind, dann kann man das Teil wohl uneingeschränkt „durchgebrannt“ nennen.

Bei einem HM-LC-Sw2-FM gibt es eine gesockelte Sicherung, die man einfach austauschen kann, wenn sie durchgebrannt ist. Bei meinem HM-LC-Sw1-FM handelt es sich dagegen um einen Sicherungswiderstand, der scheinbar das Problem verursacht (und den es, wenn man ganz genau hinsieht, auch beim HM-LC-Sw2-FM gibt). Der ist nicht als Verschleißteil ausgelegt, sondern soll wirklich nur die letzte Hürde sein, die zwischen einem defekten Aktor und einem abgebrannten Haus steht.

Die gesockelte Sicherung schützt die Relais vor Überlastung (auch wenn sie trotzdem gerne mal festkleben, aber das ist ein anderes Thema). Ist die Last an den Ausgängen zu hoch, brennt sie durch. Man kann sie dann wechseln und alles ist wieder super.

Der Sicherungswiderstand dagegen ist ein spezieller Widerstand, der nach fest definierten Kriterien bei Überlast durchbrennt. Er schützt nicht den Schaltausgang oder die zugehörigen Relais, sondern die Elektrik außerhalb des Aktors, falls das Netzteil des Aktors selbst einen Fehler aufweist: Besser, der Widerstand brennt durch, als dass er den ganzen Sicherungskreis kurzschließt oder gar einen Brand verursacht.

Drei Dinge kann man daher festhalten:

Vor allem aus letzterem Grund war ich recht froh, dass es einen meiner leichter zugänglichen Aktoren erwischt hat. Ich habe tatsächlich einen im Treppenhaus unter Mosaikputz versteckt. Wenn der durchbrennt … ich glaube, dann bleibt es im Flur einfach mal dunkel.

Reparaturversuch

Allen Bedenken zum Trotz versuche ich mein Glück. Nahezu sicherer Misserfolg ist schließlich kein Grund, vom Versuch abzusehen. Millionen Lottospieler können nicht irren.

Arbeiten an elektrischen Anlagen dürfen nur von Elektrofachkräften durchgeführt werden. Netzspannung ist kein Spielzeug! Bei fehlerhafter Ausführung drohen Sach- und Personenschäden durch Brand oder elektrischen Schlag!

Dies gilt auch für die hier vorgestellte Reparaturanleitung sowie den Ein- und Ausbau der Aktoren.

Wie gesagt, es handelt sich nicht um einen normalen Widerstand, sondern um einen Sicherungswiderstand. Die Dinger sind irgendwie bei den gängigen Versendern wie Conrad oder Reichelt nicht aufzutreiben – mal davon abgesehen, dass der Wert bei meinem Exemplar nicht mehr erkennbar war.

Eine freundliche Mail an den freundlichen Kundendienst von ELV führte zu der freundlichen Antwort, dass man mir kostenlos einen Ersatzwiderstand zuschicken würde. Wenige Tage später lag ein freundliches Paket in meinem freundlichen Carport, darin eine freundliche Rechnung mit einer freundlichen 0 in der Endsumme, etwas freundliches Füllmaterial und sehr viel freundliche Luft. An der freundlichen Rechnung war ein freundliches Tütchen festgetackert und darin lag ein freundlicher Sicherungswiderstand.


Freundliche Sendung

An der Verpackungseffizienz kann man vielleicht noch arbeiten, aber an der Freundlichkeit gibt es echt nichts zu mäkeln.

Auf geht’s.

Der Aktor besteht aus zwei Platinen (darauf aufgesetzt die dritte mit dem HomeMatic-Sendemodul), die direkt zusammengelötet sind. Um den Widerstand aus- und den neuen einzulöten, kann man entweder von oben ansetzen und hoffen, dass unten wie von Zauberhand eine saubere Lötstelle entsteht, oder man muss die Verbindungsdrähte zwischen den Platinen kappen, um an die Rückseite zu kommen.

Ich habe mich für die Trennung der Platinen entschieden.


Zerlegter Aktor

Für die Verbindungsdrähte braucht man an einigen Stellen einen Lötkolben mit etwas mehr Bumms, aber wenn man sie mal auseinander hat, ist der Austausch des Widerstands ein Klacks.

Notfalls geht es auch ohne, aber ich empfehle immer wieder gern eine Entlötsaugpumpe. Macht einfach Spaß.

Außerdem sollte man bedenken, dass die Komponenten RoHS-konform sind, sprich: bleifrei. Man braucht also bleifreies Lot und etwas höhere Temperatur, wenn man keine kalte Löststelle riskieren möchte.


Nicht schön, aber selten

Nach Austausch des Widerstands alles wieder zusammenbauen und fertig. Wenn man nicht zu genau hinsieht, sieht es fast ordentlich aus. Man sieht, wie ich an den Verbindungsdrähten etwas gebraten habe. Nicht meine beste Lötarbeit, aber OK.

Anschließen, Sicherungsautomat einschalten und nach kurzem Blinken am Aktor nichts mehr. Einige Sekunden später sanftes Brandaroma im Keller – nicht das weihnachtliche oder das koniferige, sondern das giftige.

Operation gelungen, Patient tot.

Aktortausch

Ich habe also wohl oder übel einen neuen Unterputz-Schaltaktor beschafft.

Seit einiger Zeit gibt es in der CCU-Firmware die Funktion, einen Aktor zu tauschen. Dabei werden sämtliche Bezeichnungen und Konfigurationen übertragen. Ideal, wenn mal einer kaputtgeht (und es spricht für die HomeMatic, dass ich diese Funktion noch nie gebraucht habe).

Eingebaut, angeschlossen und weil er keine batteriebetriebene Komponente ist, konnte ich den Aktor bequem über die Seriennummer anlernen, die auf der Packung steht.


Verpackung mit Seriennummer

Über Geräte anlernen kann man die Seriennummer eingeben – dabei auf Groß– und Kleinschreibung achten. Also eigentlich nur auf Großschreibung, denn klein wird in der Seriennummer nichts geschrieben


Anlernen über Seriennummer

Ich muss gestehen, dass ich mich alt gefühlt habe, als ich diesen Aktor angelernt habe. Fast alle anderen Komponenten bei mir beginnen mit EEQ, FEQ oder vereinzelt mit GEQ  – inzwischen ist eQ-3 schon bei OEQ. Wahnsinn.

Nach dem Anlernen befindet sich der Aktor im Posteingang.


Aktor im Posteingang

Mit Klick auf Test kann man den Aktor einmal schalten lassen, um zu sehen, ob er korrekt reagiert. Alles fein, grünes OK. Frohgemut klicke ich auf Tauschen.

Es folgt ein Fenster, in dem ich aus der langen Liste meiner Komponenten den defekten Schaltaktor auswähle. Danach diese ermutigende Botschaft:


Ermutigende Botschaft

Ich klicke auf Ja, bete leise und werde mit einer Bestätigungsmeldung belohnt


Belohnung

So weit, so gut. Unter Einstellungen / Geräte befindet sich jetzt tatsächlich mein neuer Aktor mit der neuen Equipmentnummer unter dem alten Namen. Der alte Aktor ist verschwunden. Sieht OK aus.


Aktor in der Geräteliste

Der Blick in die Servicemeldungen ist dagegen ernüchternd: Der neue Aktor begrüßt mich mit „Kommunikation gestört“ und „Konfigurationsdaten stehen zur Übertragung an“.

Ich habe fast alles versucht, was man so versuchen kann:

Die Servicemeldung blieb.

Das Einzige, was ich nicht gemacht habe: den Aktor selbst in den Anlernmodus versetzt, denn dafür hätte ich einen Taster anschließen müssen.


Fanal des Scheiterns

Soviel also zur Aktortausch-Funktion der WebUI.

Alles von vorn

Am Ende habe ich kapituliert, den Aktor komplett aus der WebUI gelöscht und in den Werksmodus zurückgesetzt (das ging überraschenderweise problemlos), dann neu angelernt und dem einzigen Programm, in dem er verwendet wird, wieder hinzugefügt.

Glücklicherweise hat es einen Aktor erwischt, der tatsächlich nur in einem Programm existiert und nicht direkt verknüpft ist. Anderenfalls wäre der Aufwand durchaus erheblich gewesen – angefangen von wilden Klickorgien in der WebUI bis hin zur Demontage von Lichtschaltern, um meinen Tasterschnittstellen den neuen Aktor bekanntzumachen.

Fazit: Theoretisch eine gute Idee, mit wenigen Klicks eine Komponente tauschen zu können. In der Praxis läuft es am Ende aber dann doch wieder darauf hinaus, alles per Hand machen zu müssen.

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